Reisebericht Schwarzwald Vogesentour 2025
Teilnehmer: Klaus Hackner, Lorenz Gruber, Stefan Moser, Walter Kienle, Werner Brummer, Werner Hügel, Jochen Bösl, Guido Günther
Strecke: 4 Etappen im Schwarzwald, 3 Etappen in den Vogesen, 711 km, 14.000 hm
Nein, dies ist kein Rennbericht. Ich hatte mir zwar vorgenommen, dieses Jahr wieder einigermaßen zeitgleich mit meinen Mitstreitern an den Pässen anzukommen. Gleich vorweg: das ist mir nie gelungen. Ist aber auch schwierig, denn alle waren wieder gut vorbereitet und das konnte man schon beim Mittwochstraining sehen. Als Letzter beim Altmühlcup in meiner AK hatte ich auch schon einen psychologischen Dämpfer im Kopf. Vielleicht nicht die ideale, psychische Vorbereitung. Außerdem glaube ich, dass einige beim Losfahren immer einen gewissen Ehrgeiz entwickeln, den natürlich alle vorher abstreiten.
Die Vorbereitungen: nach internen Diskussionen hatte sich die Meinung durchgesetzt, es doch mal mit einer Tour durch Deutschland zu versuchen. Es wurde dann so ein Halb-halb-Ding: Schwarzwald (D) und Vogesen (F). Wie immer übernahm Stefan Moser die gesamte Planung. Bei einem vorbereitenden Essen wurde die Tour nochmal mit den Regionskennern Walter (Schwarzwald) und Guido (Vosges) durchgegangen. Das Programm war sehr herausfordernd. Es sollte sich zeigen, dass aufgrund der hohen Temperaturen am Nachmittag in den Vogesen auch einige Pässe zum Wohle aller ausgelassen wurden. Vorgehensweise wie üblich: einer muss immer den Begleitbus fahren und zur Verpflegung an taktischen Punkten bereitstehen.
1.Etappe: Waldbronn-Loßburg 121 km, 2520 hm, Ø 21,8 km/h
Herrlich, dass es nur eine problemlose 3,5 h-Anfahrt gab. Dann das große Umziehen und Räder fertigmachen auf dem Schwimmbadparkplatz von Waldbronn im nördlichen Schwarzwald. Böse Überraschung: Stefan Moser brachte eine angehende Blutvergiftung mit und fuhr so die nächsten 3 Tage den Bus. Er sollte aber am 4.Tag aufs Rad steigen, unglaublich und glücklicherweise. Lustige Überraschung: Klaus Hackner vergaß die tagelang gekühlten 5 Liter-Fässchen mitzunehmen. Die Etappe verlief eigentlich ohne erzählerische Highlights, außer das ich gleich am 1. Tag gemerkt habe: dranbleiben bringt nichts. Leichter Schwindel bei der mittäglichen Verpflegung und Sorgenfalten beim Zimmerpartner Walter sagen mir, dass ich wohl eher mein Ding mache. Im Schwarzwald war gut was los und Stefan fand kein schattiges Mittagsplätzchen. Insgesamt galt aber für heute und auch die nächsten Tage: die Anzahl der Motorradfahrer hielt sich in Grenzen und alle motorisierten Verkehrsteilnehmer verhielten sich nie aggressiv uns gegenüber. Von Loßburg ist mir nur das große Betriebsgelände der Fa. Arburg Spritzgußmaschinen in Erinnerung geblieben. Belohnt wurden wir alle mit Einzelzimmern und einem geselligen Essen im hoteleigenen Biergarten.
2. Etappe: Loßburg-Kirchzarten 123 km, 2330 hm
An die Radstunden kann ich mich nicht mehr so gut erinnern. Nur, dass es landschaftlich schöner war als am ersten Tag. Ich bin jedenfalls deutlich nach allen anderen am Kirchplatz in Kirchzarten angekommen und da saßen dann schon alle versammelt bei einem 5 Liter-Fässchen Bier, dass wohl unterwegs organisiert wurde. Jochen wollte einen neuen Reifen aufziehen, was mit 3 Mann an einer Felge dann auch gelang. Kirchzarten als Ort ist nicht weiter erwähnenswert, das Hotel Sonne und das dortige Essen aber wohl. Beim Einpacken der Taschen morgens in den Bus hing ein Strafzettel über 10 € am Bus, weil wir uns mit dem 6,50 m-Bus nicht an die kaum zu erkennenden Parkmarkierungen gehalten haben. Deutschland! Der Parkwächter ist stadtbekannt und schlich auch danach noch bei uns herum, um sich diebisch zu freuen.
3. Etappe: Kirchzarten-Todtmoos 91 km, 2770 hm, Ø 16,5 km/h
Erkenntnis: Die Sonne steht zwischen 13 und 14 Uhr so steil, dass es jeden Tag schwierig sein wird, schattige Stellplätze für die Mittagsverpflegung zu finden und auch der Bus kann dadurch kaum Schatten spenden. Es ist den Fahrern aber ab heute immer irgendwie gelungen. Hochschwarzwald mit Schauinsland und Belchen stand heute auf dem Programm. Warum das Schauinsland heißt, erschließt sich mir nicht. Man sieht einfach nichts da oben. Zumindest nicht, wenn man nicht zu Fuß weiter steigt. Ob man nach dem kurzen Steig etwas sieht, kann keiner von uns sagen. Der Belchen bietet Ausblick, aber auch nur, wenn man wie Klaus, Jochen und Werner B. noch den Stich zum Gipfel macht. Leider war es sehr diesig, sodass die Fernsicht eingeschränkt war. Warum weiß ich das, wenn ich nicht da hochgeradelt bin? Ich bin in Radklamotten mit der Gondel hoch. Mit den folgenden Sprüchen dazu konnte ich prima leben. Die Unterkunft heute war unbeschreiblich. Trotz Ruhetag hatte das Hotel im Nirgendwo für uns geöffnet und stellte sich als kulinarischer Höhepunkt heraus. Ein schweizerisches Ehepaar, dass sich mit dem Hotel im Bauernhofstil einen Traum erfüllt hat. Der Wirt betonte, dass er Basler sei und nicht Schweizer. Er war zudem noch Kenner der lokalen und südafrikanischen Weine, die er auch importiert und so hatten wir gleich Weinbegleitung. Die Gastgeber machen sich morgens beim Frühstück immer einen Spaß daraus, die Gäste beim Butter suchen zu beobachten. Die steht nämlich verschlossen am Tisch und nicht am Buffet. Als Erster beim Frühstück konnte ich an dem Spaß auch teilhaben. Die Gesichter und Suchblicke sind einfach herrlich.
4. Etappe: Todtmoos-Müllheim 101 km, 1810 hm, Ø 22,3km/h
Menschen- und fahrzeugleere, gut asphaltierte Straßen durch hinterwäldlerische Bauerndörfer mit teilweise heftigen Steigungen beschreibt den heutigen Tag ganz gut. Stefan Moser besteigt das Rad und fährt allen davon. Klar, er war motiviert nach 3 Tagen Langeweile als Busfahrer. Werner B. unterhält sich beim Fußbad im Dorfbrunnen mit einem Mädchen (seiner Meinung nach), dass sich dann doch als Junge herausstellt. Welcher Junge im Alter von 7 hat aber auch Haare bis zum Po? Wir kamen gemeinsam in Müllheim in der Rheinebene an: nach dem letzten Pass ging es nur noch bergab bis zum Ziel. Was für ein cooles Hotel in einem alten, umgebauten Krankenhaus. Abendessen wurde auf dem Platz davor eingenommen. Aufgrund der örtlichen Bestimmungen mussten wir diesen aber um 22 Uhr verlassen.
5. Etappe: Müllheim-Sewen 108 km, 1800 hm
Heute bin ich Busfahrer, außer beim Anstieg von Guebwiller über Le Markstein zum Grand Ballon. Umziehen, Rad raus aus dem Bus. Sprich‘: wir haben den Rhein überquert und Befahren die Vogesen. Am Grand Ballon, dem höchsten Punkt der ganzen Reise, ist es wieder schwierig, fürs Mittagessen ein schattiges Plätzchen zu finden. Aber mit etwas zusammenrücken gelingt es. Danach wollen wieder alle radeln. Rad also wieder zurück in den Bus und sich später darüber freuen, bei den jetzt allmählich unerträglichen Temperaturen von 33 Grad (im Schatten) nicht den Col du Hundsruck hochfahren zu müssen. Und oben: der einzige Schatten ist der schmale Streifen, den der Bus spendet. Danach geht es ein Glück nur noch bergab ins Hotel des Vosges nach Sewen. Dieses hat einen Garten bis zum kleinen Bach Doller, der das Tal gebildet hat. Die Szenerie im Garten mit Spa, Liegen, Bierflaschen und halbnackten alten Männern kann man sich auch ohne Bild gut vorstellen.
6. Etappe: Sewen-LaBresse 91 km, 1405 hm, Ø 23,7 km/h
Ich passe zusammen mit Stefan aufgrund der Hitze die Etappe an. Wir lassen nach Mehrheitsbeschluss die Planche des Belles Filles (Pogacar schlägt Roglic beim Bergzeitfahren 2020, Kämna wird 2022 auf den letzten Metern überholt) aus. Der Ballon d’Alsace, ebenfalls ein TdF-Berg, reicht an dem Tag völlig. Danach auf einem Bergkamm zwischen unendlich vielen Teichen in der Ebene an der Mosel und Moselotte auf alten Bahndämmen entlang zum Ziel nach LaBresse, mitten in den Hochvogesen. Dies ist das einzige Mal, wo wir nicht im Hotel essen. Und wo es essenstechnisch einseitig wurde. Nachdem ich allen die nicht gerade üppige Auswahl der Speisen übersetzt und einen Doppelburger bestellt hatte, wurden 7 weitere Doppelburger bestellt. Zweimal wurden Pommes nachbestellt. Beim ersten Mal in 2 kleinen Körbchen und dann hatte das Personal es verstanden: es kam eine ganz Schüssel.
7. Etappe: LaBresse-St. Hippolyte 76 km, 1384 hm, Ø 23,7 km/h
Über den Col de La Schlucht ging es auf die elsässische Weinstraße ins Rheintal zurück. Ich hätte gerne ein bisschen auf die Sehenswürdigkeiten hingewiesen, aber wir sind ja zum Radfahren da und nicht zum Schauen. Auch in den Weinbergen gibt es bekanntermaßen böse, kurze Steigungen, die bei den Temperaturen noch mher weh tun und wir waren fron, schon um 13 Uhr am Zielort in St. Hippolyte zu sein. Die Zeit bis zum Check-in verbrachten wir bei Speis und Trank an einem Picknicktisch unter einem Baum. Über uns thronte das Château Haut-Koenigsbourg, ein weit sichtbares Wahrzeichen der Vogesen, die aufgrund ihres rötlichen Mauerwerks je nach Sonnenstand immer in anderer Farbe erscheint. Wir haben uns das Edelhotel am Schluss mit Edelessen verdient. Der Ort ist ein typischer Weinort, mit den Weingehöften, die die Stadtmitte mit engen Gassen bilden.
Fazit: wenn das Wetter so gut ist, kann man toll in Deutschland radeln und den Schwarzwald habe ich jetzt endlich erradelt. Die Busfahrt fällt jedem immer schwerer und wir trinken jedesmal weniger Alkohol. Es gab keine einzige Panne, keine Stürze, keine gefährlichen Verkehrssituationen, keine bleibenden Streitigkeiten. Erstaunlich, aber das nehmen wir gerne mit. Die Körperhitze nach so anstrengenden Tagen zusammen mit Wein zum Abendessen hat mich beim Einschlafen sehr behindert. Da muss ich mir was einfallen lassen. Wein weglassen ist aber keine Option! Jochen und Klaus sind als Einzige alles gefahren. Was aber auch daran lag, dass sie nicht Busfahren mussten. An die Mitfahrer: der Bericht ist bestimmt nicht vollständig, ich war ja viel alleine unterwegs. Keine Ahnung, was den anderen noch so passiert ist unterwegs. Aber vermutlich haben einfach alle mit den Anstiegen gekämpft und das war es. Stefan geht es wieder gut und wir bedanken uns wie immer bei ihm. Reisen mit Moser-Tours ist phänomenal.
Guido