GranGuanche 2024 - “the Ferry Game”

Autor: Matthias Hausmann

Hier steh ich nun. Auf Lanzarote. Der kanarischen Insel, wo alles began. Mein erstes Triathlon Trainingslager verbrachte ich hier, um den Grundstein für eine erfolgreiche Saison zu legen.
Jetzt. Zwei Jahre später, ist alles anders. Kein Triathlon mehr. Dafür Ultracycling, Bikepacking Rennen, am liebsten Off-road.

Wieso ausgerechnet hier, wo es doch auf dem europäischen Festland so viele Rennen gibt? Ganz einfach. Es war das erste Rennen was ich verfolgt habe, im gleichen Jahr wo unser Günter leider die Segel frühzeitig streichen musste. Für mich also pure Motivation, das zu Ende zu bringen, was Günter nicht geglückt ist und für mich ein Abschluss (vorerst) mit den kanarischen Inseln, denen ich viel zu verdanken hab.

Nun zum Rennen und der damit verbundenen Herausforderung.

Es ist der 28.03. - noch 60 Stunden bis zum Rennen - Mensch und Maschine sind auf der richtigen Insel angekommen. Wo am 30.03. um 22 Uhr abends der Startschuss fällt. Was mich dann erwartet?

Die nackten Zahlen zu den bevorstehenden Etappen:

1. Lanzarote: 117km und 2200Hm
2. Fuerteventura: 149km und 2300Hm
3. Gran Canaria: 141km und 3800Hm
4. Teneriffa: 173km und 4200Hm
5. El Hierro: 112km und 3600Hm

Es handelt sich um ein so genanntes „unsupported Bikepacking Race“. Das bedeutet, dass jegliche Hilfe von außen nicht gestattet ist. Man ist zu 100% auf sich selbst gestellt. Essen, trinken, schlafen oder auch Pannen am Rad, werden eigenständig organisiert. Dabei darf jeder auf die Infrastruktur zugreifen, die für alle Teilnehmern zugänglich ist. Einzige Ausnahme: Fähren dürfen im Vorfeld gebucht werden. Aber welche erreicht man rechtzeitig? Diese Frage wird uns im weiteren Verlauf des Berichts noch öfter begegnen.

28.03. - 30.03. // letzte Vorbereitungen

Ich werde am Flughafen von meinem Kumpel Richy aus Ingolstadt abgeholt. Er ist bereits seit einer Woche hier und hat sich schon an die Hitze akklimatisieren können.
Wir fahren in Richtung Norden und ich beziehe mein Zimmer, um noch Schlaf nachzuholen, der mir durch den frühen Flug vergönnt wurde. Danach wird das Bike aufgebaut und Richy steht schon in den Startlöchern, um mich auf das vorzubereiten, was mich die nächsten Tage erwartet: Kanarische Gravel Pisten.
Dafür bin ich sehr dankbar, so kenne ich Lanzarote bisher nur von unzähligen Ausfahrten mit dem Rennrad.

Wir pedalieren auf den höchsten Punkt der Insel, genießen die Aussicht und „jagen“ danach 600 Tiefenmeter zurück in Richtung Unterkunft.

Die Abfahrt ist wild. Loses Geröll, ausgewaschene Fahrspuren und harte Rillen in regelmäßigem Abstand die den Fahrer ordentlich durchschütteln, sodass mir fast die Brille von der Nase fällt. An einen lockeren Griff am Lenker ist nicht zu denken. Der Kopf schreit: „bloß immer bremsbereit sein.“ Nach 20min sind wir wieder im Tal. Randnotiz: Die Bestzeit auf dem Segment 07:51min 😵‍💫😮‍💨

Spätestens nach diesem Stück ist mir klar, was Günter mit den „elendigen Waschbrett-Passagen“ gemeint hat. Das kann ja was werden.

Freitag und Samstag passiert dann nicht mehr viel. Alle Taschen werden nochmal kontrolliert. Proviant für die erste Etappe organisiert und viel ausgeruht.

Mein Setup:

BMC KAIUS 01 TWO
Antrieb:
SRAM Force AXS 46/33 mit 10-36
Reifen:
Panaracer Gravelking 700x43
Taschen:
Apidura Racing Sattle Bag (5L)
Apidura Racing Top Tube Bag (2L)
Erste Hilfe Bag
Evoc Trinkrucksack (1.5L)
Licht:
Lupine Piko R4 mit 6800mAh Akku
Fenix HM65R Helmlampe
2x Lezyne Rückleuchte

30.03. - Renntag - Etappe 1

Nachdem wir um 18 Uhr unsere Startunterlagen abholten hieß es dann nochmal 3 Stunden abwarten. Ich kam mir vor, wie vor einer Prüfung im Studium wo sich alle nochmal abfragen, ob sie auch an alles gedacht haben, bevor es losgeht.

Meine Rennstrategie war klar: so schnell es geht alle Inseln abfahren und immer die nächstmögliche Fähre erwischen.
Dies bedeutete auf Lanzarote, dass man bis 07.30 Uhr im Hafen sein muss. Da dort um 08 Uhr das Schiff ablegte. Na das is ja easy. 9,5 Stunden Zeit für knapp 120km. Was soll da schon passieren? So einiges. Die erste Herausforderung: Zeitumstellung. Die Uhr springt ohne einen weiteren Kilometer gefahren zu sein von 02 auf 03 Uhr. Ein kurzer Blick auf den Radcomputer versetzt mir einen Schreck - ich hatte erst 60km und 1200Hm bewältigt, da die Wege alles andere als schnell rollende Schotterpisten waren. Ein Singletrail und ein paar Passagen durch die Dühnen drückten die Durchschnittsgeschwindigkeit ordentlich nach unten. Sollte ich den Schnitt halten, wäre ich um 07 Uhr im Hafen. Viel knapper als ich anfangs dachte. Also Gas geben.
Ich hielt die Geschwindigkeit konstant, um auch am ersten Tag nicht zu viele Körner zu lassen. Ca. 15km vor dem Ziel kam dann der Scharfrichter der Insel. Eine Passage die mit über 20% Steigung und dem passenden Belag nicht fahrbar war. Somit war für 20min schieben angesagt. Vom Veranstalter wussten wir, dass die darauffolgende Abfahrt „tricky“ wird. Was wir nicht wussten, dass Mountainbike-Trails der Kategorie S3 und S4 vor uns lagen, die immer wieder von einem alten Flussbett durchkreuzt wurden. Immer wieder heißt es absteigen und in der Dunkelheit nichts riskieren. Nach einer Ewigkeit ist dieser Abschnitt geschafft, ich rolle auf Asphalt um 06:50 Uhr in den Hafen von Lanzarote und decke mich sofort mit Kaffee, einem Baguette und süßem Gebäck ein. Es herrscht reges Treiben, ca 80% der 115 Starter verladen ihre Bikes und es gibt 45 Minuten Pause, bevor es auf Fuerteventura sofort weiter geht.

31.03. - Etappe 2

Auf Fuerteventura angekommen wird der Antrieb schnell gecheckt und vom Dreck aus Lanzarote befreit. Nach ca 5min sitzen wir auch schon wieder im Sattel. Es rollt auf Asphalt aus dem Hafen, allerdings dauert es nicht lange bis es von einem Parkplatz auf eine grobe Schotterstraße geht, die als Zufahrtsstraße für alle dient, die zum Strand wollen. Es ist ruppig, wir werden 60 Minuten durchgeschüttelt und die Wattwerte sind selten unter 200 Watt, damit die Pace von 21km/h konstant durchgefahren werden kann. Denn der Race-Plan sieht vor, dass wir dies über 150km und 2200Hm halten müssen, um die Fähre um 18 Uhr nach Gran Canaria zu erwischen. Dass es so hart werden würde diese Pace zu fahren war uns vorher nicht klar. Umso schöner, dass wir nach den ersten 23 Kilometern direkt an einem Supermarkt unsere Vorräte auffüllen konnten. Was wir auch direkt nutzten, um uns mit Sonnencreme einzuschmieren, denn es war bereits 10.30 Uhr und die Sonne brannte bei 26 Grad ordentlich vom Himmel. Die Pause war aber nur von kurzer Dauer, denn die Fähre rückte mit jeder verstrichenen Minute näher.

Als wir aus dem Ort raus rollten, war der Wunsch nach ein paar entspannten Kilometern sehr groß. Hände, Handgelenke und Schultern waren schon gut beansprucht worden die letzten Stunden. Dieser sollte sich aber nicht erfüllen. Stattdessen ging es für weitere 90min auf hartem Terrain in praller Sonne weiter. Dies endete darin, dass ich Richy ziehen lassen musste, um in meinem Rythmus zu bleiben. Nach drei Stunden standen dann lediglich 48km auf der Habenseite. Noch 5,5 Stunden und 100km bis zur Fähre. Definitiv machbar, wenn man an all die Ausfahrten in der Heimat denkt. Allerdings sind noch 2000 Höhenmetern zu überwinden und dazu dieser Untergrund lassen erste Zweifel aufkommen. Diese werden aber erst einmal beiseite geschoben und der Fokus richtet sich darauf ein wenig Strecke gut zu machen, denn es rollt wieder und ein Supermarkt bei Kilometer 60 mit der Aussicht auf kühle Getränke oder ein Eis geben ein paar Körner frei.

Es war schön dort wieder auf Richy zu treffen. Nachdem der halbe Laden geplündert wurde, beschlossen wir schnell, dass wir unsere Tickets auf die Fähre um 20 Uhr umbuchen (was sich später als sehr smarter Move herausstellte, da einige die pünktlich kamen auf Grund fehlender Kapazitäten an Fahrradstellplätzen nicht mitfahren konnten). Ausreichend gestärkt ging jeder wieder in seinem Tempo auf die Strecke und sofort ging es in die Berge (800Hm auf 35km). Diese liefen richtig gut von der Hand und der Spaß kam auch wieder zurück.
Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Der absolute Endgegner sollte noch ganz überraschend auf mich warten und mir alles abfordern.

Nach ein paar welligen Passagen auf schönen schnell rollenden Gravelpisten kamen wir in einen Ort und mussten einer Umleitung folgen. Diese endetet sehr plötzlich und der Track folgte einem Weg der eher einen Wanderweg ähnelte. Kaum einen Meter breit und ständig wiederkehrende Stufen aus großen Steinen (Bunnyhop half da auch nicht, selbst wenn man ihn könnte).

Nach 1km mit ständigem auf- und absteigen beschloss ich auf den restlichen 1,5km in der prallen Nachmittagssonne einen kleinen Spaziergang einzulegen. Das kostete die letzten Körner die ich noch fand.

Gott sei Dank folgte daraufhin erstmal ein langes Stück bergab wo man sich entspannen konnte. Von hier waren es noch 30km bis zum Hafen. Die letzte Fähre sollte locker drin sein, wenn nichts unvorhergesehenes mehr passiert. Und so kam es auch. Lediglich ein kleines Stück im Sand forderte nochmal Konzentration und ein paar Extrawatt. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich dann ca gegen 18:45 Uhr den Hafen und hatte ausreichend Zeit bis die Fähre dann in Richtung Gran Canaria ablegte.

Richy und ich entschieden, dass wir dann erstmal etwas schlafen und dem Körper Ruhe gönnen. Eine Unterkunft in Las Palmas wurde gebucht und die Aussicht auf ein gemütliches Bett ließen jegliche Anstrengung vergessen lassen.

01.04. - Etappe 3

Der Wecker klingelt um 05:15 Uhr - ich höre ihn nicht. Um 05.30 Uhr wache ich durch Geräusche auf. Richy steht fertig angezogen im Zimmer und ich frage ihn (noch nicht ganz bei Sinnen): „fährst du schon los?“. Er schaut mich etwas irritiert an und antwortet trocken: „Na was na sonst?“. Zwei Minuten später ist er zur Tür raus und setzt das Rennen fort.

Dieser Zeitpunkt sollte den kompletten Rennverlauf beeinflussen, was mir in dem Ausmaß noch überhaupt nicht klar war.

Nach ein paar entspannten Minuten saß ich dann gegen kurz nach 7 Uhr auch auf dem Rad und radelte dem Sonnenaufgang entgegen.

Kaffee und Frühstück sollte es erst geben, wenn ich etwas Strecke gemacht hab, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
Das Timing konnte eigentlich nicht besser sein. Gegen 10 Uhr erreichte ich den letzten großen Ort bevor es dann für lange Zeit nichts mehr geben würde. Dort stärkte ich mich und füllte alle Reserven wieder auf, denn ich hatte die vorerst längste Strecke ohne möglichen Re-Supply vor mir: 50km mit 2000Hm am Stück hinauf zum Pico Las Nieves.

Anfangs war die Steigung noch moderat aber als wir in einen Gravelabschnitt kamen, der immer wieder von geriffelten Betonplatten durchzogen war fiel die Steigung selten unter 18-20% und das in der prallen Mittagssonne. Ich machte immer wieder kleine Pausen, trank was, aß ein paar Nüsse und cremte mich mit Sonnencreme ein.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich den höchsten Punkt der Insel und es wurde nebelig. Sobald die Sonne hinter den Wolken verschwand setzte aus dem dichten Nebel leichter Sprühregen ein und es wurde merklich kälter. Also Jacke, Buff und Stirnband an und ab geht die Fahrt Berg ab. Wir fuhren 50% Asphalt und 50% Gravel. Die Schotterpassagen waren für einen nicht so sicheren Abfahrer wie mich extrem anstrengend für Hände, Füße und vor allem den Kopf.
Aber auch das meisterte ich ohne Sturz und erreichte um 18 Uhr die Küstenstraße - von hier sah man schon den Hafen und Richy hatte es tatsächlich geschafft eine Fähre früher zu erreichen als ich.

Somit hatte sich sein frühes aufstehen gelohnt und ich konnte beobachten wie er in Richtung Teneriffa schipperte, während ich Kilometer für Kilometer runterspule, um im Hafen was zu essen zu ergattern bevor um 20 Uhr die Fähre ablegte.
Zum ersten Mal trennt uns das Wasser und im Kopf entstehen tausend Szenarien wie es weiter geht. Jetzt darf ich aber erstmal stolz sein, es überhaupt bis hierher geschafft zu haben und dazu noch in den Top20 platziert zu sein.

01.04. - Etappe 4

Um 22 Uhr erreichten wir Teneriffa. Auf der Fähre hatte ich 120 Minuten um einen Plan zu schmieden. Ich entschied mich für die gleiche Variante, die zwei Stunden zuvor auch Richy gewählt hatte. Ich wollte so viele Kilometer noch auf die Habenseite schreiben, bevor ich mich hinlege. Dies bedeutet also 40km mit 1300Hm wo mit La Laguna die erste und einzige Möglichkeit für eine Unterkunft direkt auf der Route lag.

Durch das Anaga Gebirge bei Nacht zu fahren, war so mystisch und schön. Tausende Sterne tummelten sich am Himmel und man fühlte sich unendlich frei.

Nach circa 3 Stunden Fahrzeit erreichte ich um 01 Uhr meine im Anstieg gebuchte Unterkunft und ich wurde bereits auf der Straße ganz nett empfangen. Endlich das ersehnte Bett und ein paar Stunden Pause. Die Tagesbilanz kann sich mit 181km und 5000Hm sehen lassen. Hat aber auch Körner gekostet.

Bevor das Licht ausgemacht wurde, bin ich schnell den Zeitablauf für den Rest der Insel durchgegangen.
Die einzige Fähre nach El Hierro geht um 17.30 Uhr - somit musste ich die verbleibende Strecke von 135km und 3000Hm früh genug in Angriff nehmen.
Die Tage zuvor brauchte ich ca 9-9,5 Stunden für vergleichbare Profile. Ich errechnete mir 08 Uhr als spätesten Zeitpunkt für die Abreise.
Der Wecker klingelte um 6 Uhr, da ich lieber noch ein paar Minuten für einen Stopp im Supermarkt oder Ähnliches übrig haben wollte.

02.04. - Etappe 4 Teil 2

Ein kurzer Blick auf den Tracker zeigte mir, dass Richy schon wieder unterwegs war. Er funktionierte wie ein Uhrwerk. Ganz im Gegenteil zu mir. Der Körper war nicht bereit aufzustehen und entschied den Wecker auszumachen und wieder einzuschlafen. Als ich das nächste Mal die Augen aufmachte zeigte das Display meines Handys 08:23 Uhr - Enttäuschung machte sich breit. Ich hatte den Kampf gegen mich selbst verloren. Die Fähre nicht mehr erreichbar und ein Defizit von 24 Stunden bedeuteten. Als mir das immer klarer wurde schrieb ich das Rennen ab. Warum? Ganz einfach. Dass ich es bis ins Ziel schaffe, war mir im Vorfeld auf Basis meiner körperlichen Verfassung durchaus bewusst, aber ich wollte so schnell wie möglich unterwegs sein und das war ich ab genau diesem Zeitpunkt nicht mehr.

Wie sagt man so schön? „Mund abputzen und weiter geht’s.“ und dies machte ich auch.
Ich packte gemütlich meine sieben Sachen, besorgte mir Frühstück und pedalierte in Richtung Teide, hinauf und wieder hinab.

Ich befand mich mitten in der Abfahrt und hätte der Fähre noch beim ablegen zuschauen können, wenn die Wolkendecke nicht wäre.
Mich trennten knapp 60-90 Minuten, um mit Richy zusammen zur letzten Insel überzusetzen. Die Enttäuschung kam ein letztes Mal so richtig durch, aber es half nichts. Es ist wie es ist. Ich konnte es nicht mehr ändern.

Ich entschied mich für eine Übernachtung ca 35km vor der Touri-Hochburg Los Christianos und hatte somit quasi einen vollen Pausentag vor mir.

03.04. - Etappe 4 Teil 3 + Etappe 5 Teil 1

Diesmal schlief ich bewusst so lang es ging, da ich ja nur knapp eine Stunde auf dem Rad in Richtung Hafen rollen musste.
Fun Fact: Das erste Mal stand eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit als 18km/h auf dem Wahoo als ich die zurückgelegte Strecke speicherte.

Jetzt hatte ich drei Stunden, um die Fähre zu buchen, Mittag zu essen und ein paar Einkäufe zu tätigen.
Den Rest der Zeit studierte ich die vor mir liegende Route auf El Hierro.

Um 16:45 Uhr legte die Fähre an und spuckte Richy als Finisher und Geburtstagskind von Bord. Ich gratulierte ihm doppelt und übergab ihn in die Hände seiner Freundin die mit Kuchen und Bier neben mir stand. Well deserved mate!
Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, um an selbiger Stelle gemeinsam anzustoßen.

Somit trat ich ein letztes Mal den Weg in Richtung Fähre an, um mein bis hierhin größtes Abenteuer zu bewältigen.

Ich gehörte zu einer kleinen Gruppe, die total erholt und mit frischen Kräften fest entschlossen in die Nacht hinein fahren wollte. Der Rest hatte gerade erst Teneriffa abgeschlossen und freute sich auf ein Bett.

Kurz nach der Ankunft ging es los und nach 150m aus dem Hafen befand man sich schon in einem Anstieg mit einer Länge von 10km und 800Hm. Hier trennten sich dann die beiden Gruppen und fuhr weiter.

Nach kurzer Zeit gesellte sich Mike aus Irland zu mir. In angenehmen Tempo fuhren wir bis ca 0:30 Uhr. Dort erreichten wir ein Hotel direkt am Meer. Eigentlich wollte ich durchfahren. Mike überzeugte mich aber davon ein paar Stunden zu schlafen, da El Hierro die mit Abstand schönste Insel sein soll. Da ich eh nicht mehr im Rennmodus war, gefiel mir die Idee durchaus sehr. Das Hotel hatte sogar noch ein Zimmer und ich genoss 4 Stunden hochwertigen Schlaf bevor es dann auf die letzten 70km und 2500Hm ging.

04.04. - Etappe 5 „Grande Finale“

Es war mal wieder magisch, denn ich fuhr in einen der schönsten Sonnenaufgänge die ich je auf dem Rad erleb habe. Nur ich, mein Rad und die Natur um mich herum. Keine Menschen, Autos und Geräusche.

Mike sollte Recht behalten und die zweite Hälfte auf El Hierro genoss ich in vollen Zügen. Es fühlte sich mehr wie ein Coffee Ride an, bis ca 20km vor dem Ziel ein Mitstreiter am Wegesrand stand. Christian schloss sich fix an und wir fuhren gemeinsam in Richtung Ziel. Am letzten Anstieg musste ich ihn kurz ziehen lassen um meine Jacke auszuziehen, aber diesen Platz in der Rangliste wollte ich nicht so einfach herschenken und setzte zur Verfolgung an.
Der Wattmesser fiel nicht mehr unter 250W und die Oberschenkel leisteten volle Arbeit. 200m vor der Kuppe war ich am Hinterrad und wir sprinteten den Berg hinauf. Die Punkte der Bergwertungen teilten wir uns, aber auf der Abfahrt fuhr ich dann doch ein paar Minuten raus und „sicherte“ mir so den 31. Platz (inklusive Damen und Teams).

11:45 Uhr am Zielstrich nach 700km und 16.000 Höhenmetern.
Überglücklich und stolz mein zweites Ultracycling Rennen beendet zu haben, rollte ich dann in Richtung Hafen und traf einige, die bereits am Vortag fertig waren und auf die Fähre zurück gen Teneriffa warteten.
Es gab Bier, Baguette und viele Gespräche über das Erlebte der vergangen Tage/Nächte.

Um 16:45 fiel ich dann wie vereinbart Richy in die Arme und verdrückte mir eine Träne, als wir gemeinsam auf das erfolgreich gemeisterte Abenteuer anstießen.

An die kanarischen Inseln: es war mir eine Ehre. Ich werde wiederkommen, irgendwann!

Schlusswort:

Lieber Günter, am liebsten wäre ich Seite an Seite mit dir gestartet, um gemeinsam zu Ende zu bringen, was du begonnen hast. Auch, wenn es dir dieses Jahr nicht möglich war, bin ich mir ganz sicher, dass du dieses Kapitel eines Tages für dich erfolgreich abschließen wirst - Danke für deine Unterstützung in der Vorbereitung und die (unwissentliche) Motivation, die du mir gegeben hast.

Over and out!

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