Gravel World Series Wörthersee - Wo UCI draufsteht, ist auch UCI drin!
Klassensieg auf Schotter
Am Sonntag, den 6. April fand das Wörthersee Gravel Race in Felden am Wörthersee im Rahmen der Gravel World Series statt. Über das Rennen konnte man sich für die Gravel WM im Oktober 2025 in den Niederlanden qualifizieren.
Für RTG waren fünf Rennfahrerinnen und Rennfahrer am Start:
Frauen: Eva Schien, Birgit Stegmeier
Herren: Holger Wanke, Alexander Geith, Alexander Häckl
Außerdem begleitete uns Matthias Riepl vom RSC Kelheim, der natürlich ebenfalls am Rennen teilnahm.
Folgend die Rennberichte der einzelnen Teilnehmer/-innen:
Eva Schien:
Nach der Streckenbesichtigung am Samstag und ein perfektes Abendessen stand ich Sonntagmorgen um 9 Uhr im Elitefeld der Damen bei meinem ersten Gravelrennen am Start. Einige bekannte Gesichter aus der Österreichischen Bundesliga waren dabei – und viele weitere starke Fahrerinnen. Ziel: Eine Platzierung um den 20. Platz und ohne großen Sturz ins Ziel zu kommen.
Nach dem Besichtigen war mir allerdings schon bewusst, dass das, vor allem wegen der technischen Abfahrten, kein leichtes Rennen wird. Im Vorfeld hieß es, es sei "eh nur Schotterpiste". Tja, nicht ganz. Ein Teilabschnitt war eher ein MTB-Trail. Aber jetzt stand ich schon hier – also Augen zu und durch!
Der Start war hektisch, das Damenfeld groß. An einer Schlüsselstelle reihte ich mich – wie so oft – hinten ein. Vor mir riss die Gruppe, und ich kam leider nicht mehr ran. Ab etwa Kilometer 50 war ich komplett allein unterwegs und das auch noch bei starkem Wind. Anfangs ärgerte ich mich noch, aber dann fand ich wieder Spaß am Rennen – und vor allem gute Beine. Ich fuhr meinen Stiefel weiter, ganz ohne Stress und ohne Verpflegung. Meine beiden Flaschen verlor ich nämlich schon in der ersten Runde.
Ab Kilometer 100 wurde es nochmal richtig zäh – Gegenwind pur. Ich investierte daher viel und konnte mich immer wieder an vorbeiziehende Herrengruppen dranhängen. Der letzte Berg lief nochmal richtig gut, und im Ziel war ich ehrlich überrascht: Die führenden Damen, die fast durchgehend in Gruppen fuhren, haben mir nur sechs Minuten abgenommen.
Kurz dachte ich: "Was wäre möglich gewesen, wenn ich an dieser einen Stelle besser positioniert gewesen wäre?" Aber: wenn, wenn, wenn. Unterm Strich war es ein gutes Rennen, aus dem ich viel mitnehmen kann. Vielleicht sieht man mich ja sogar nochmal bei einem Gravelrennen am Start.
Jetzt geht’s aber erstmal zurück auf die Straße!
Birgit Stegmeier:
Die Anreise
Am Freitag machten wir (Alex, Holger, Matthias und ich) uns gemeinsam auf den Weg zur UCI Gravel WM Qualifikation am Wörthersee. Nach einem kurzen Stopp beim Dinzler zur Stärkung, ging es weiter Richtung Rosenheim wo wir Eva trafen. Somit waren wir komplett und fuhren zu unserer Unterkunft in der Nähe vom Wörthersee.
Der Tag bevor
Für Samstag stand Streckenbesichtigung auf dem Programm. Also machten wir uns am Vormittag auf den Weg nach Velden zum Start/Zielbereich. Nachdem die Runde gefahren war, sowie die ein oder andere technische Stelle analysiert wurde, holten wir unsere Startunterlagen ab.
Am Abend bekochten uns Holger und Matthias mit veganer Spaghetti Bolognese.
Renntag
Für Eva und mich war der Start um 9 Uhr, wir positionierten uns jeweils in der ersten Reihe. Für mich war es das erste Gravelrennen. Die Frauen fuhren von Anfang an ein schnelles Tempo und es war lange Zeit eine große Gruppe. In der ersten Runde fuhr ich mit der Spitzengruppe bis zur letzten Abfahrt mit. Danach waren wir eine Gruppe von 9 Frauen. Jedoch hatte ich kurz nach der ersten Runde einen kleinen Sturz und kämpfte mich wieder zu der kleinen Gruppe zurück, die ich an einem Anstieg wieder erreichte. Allerdings waren für mich die Abfahrten zu schnell, weshalb ich dann alleine weiterfuhr. Mit der Zeit schleifte meine vordere Bremsscheibe immer mehr, ich dachte das ist der Dreck vom Sturz. Bis ich bei einer kleinen Abfahrt nicht mehr lenken konnte und geradeaus in die Wiese fuhr. Da stellte ich fest das sich die vordere Steckachse von meinem Rad komplett gelockert hat, nach einem kurzen Stopp ging es dann zum Glück wieder weiter. Als am Streckenrand das Schild mit 5 km zu sehen war, dachte ich mir nur bald ist es geschafft.
Bei der Zieldurchfahrt war ich einfach nur froh und glücklich im Ziel zu sein. Anschließend schaute ich auf mein Handy und hatte bereits die erste Nachricht Glückwunsch zum Sieg. Mit diesem Erfolg habe ich nicht gerechnet umso größer war die Freude.
Ich persönlich fand es ein sehr anstrengendes und anspruchsvolles Rennen.
Nach dem Rennen machten wir uns auf den Rückweg zur Unterkunft und packten das Auto. Anschließend ging es nach Velden wo Holger seine UCI Medaille abholen durfte. Glückwunsch Holger zur WM Qualifikation. Gegen 16:30 Uhr begann die Siegerehrung bei der mir die UCI Medaille und das Trikot überreicht wurde.
Danach machten wir uns auf den Heimweg, Danke Alex fürs Fahren.
Danke an alle, es war ein schönes unvergessliches Wochenende.
Alexander Häckl:
Eigentlich hatte ich gar nicht geplant ein Gravel-Rennen zu fahren, aber da ich gehört hatte, dass der Kurs am Wörthersee recht einfach ist, war die Versuchung doch sehr groß.
Als es dann hieß, dass kein geringerer als Alban Lakata die Strecke verändert hat und er diese an manchen Stellen selektiver gestaltete, dachte ich mir, naja, ich dachte jetzt zieh ich das durch.
Als ich am Freitag angekommen bin, bin ich gleich aufs Rad.
1 mal vorher die Strecke komplett abfahren.
Wie bereits geschrieben, ich zieh das durch!
Die Strecke, die 136km über zwei identische Runden verlief, war eigentlich gut fahrbar, allerdings gab es aus meiner Sicht schon ein paar gefährliche Schlüsselstellen.
Und extrem ruppige Passagen!
In der ersten Runde lief alles sehr gut, ich war auch erstaunlich schnell unterwegs.
In der zweiten Runde bin ich dann etwas eingebrochen und die Durchschnittsgeschwindigkeit schmolz langsam.
In einer der letzten Abfahrten unterlief mir ein kleiner Fahrfehler, der sich schnell rächte, ich fand mich auf dem Rücken liegend im Bach wieder, das Rad fiel zum Glück weich; auf mich!
Lenker mit Gewalt hingedreht und weiter auf den Spuren von Lakata; nur halt langsamer und mäßig motiviert.
Als ich im Ziel ankommen war, dachte ich mir; sowas, nie wieder!
Ein Tag später sah das schon wieder ganz anders aus!
In der Erinnerung an die Veranstaltung, kamen dann nur mehr positive Eindrücke.
Wie zum Beispiel die schöne Gegend, die einzigartige Organisation, die guten Versorgungsstellen und die tolle Absicherung der Strecke!
Es ist immer wieder schön, im Startblock zu stehen und zu warten bis es losgeht.
Alex Geith
Ich merkte schon kurz nach dem Aufstehen, dass das heute nicht mein bester Tag werden sollte. Trotzdem ließ ich mir den Spaß nicht verderben und bereitete mich ganz normal auf das Rennen vor. Auf dem Weg zum Start fuhr ich noch ein paar kurze Sprints um den Stoffwechsel für einen flotten Start anzuschmeißen. Ein paar Kilometer nach dem Start sollte das erste technische Segment auf uns warten - hier war das Ziel möglichst vorne in der Gruppe zu sein.
Gesagt - getan. Im Nachhinein betrachtet war mein Start vielleicht etwas übermotiviert - die Neuburger Eurofighter Alarmrotte wäre sicher stolz auf mich. Ich konnte unzählige Plätze gut machen, musste aber aufgrund einer temporären Laktatvergiftung Holger und Matthias bei Tempo 50 auf Schotter ziehen lassen und mich in eine passende Gruppe einordnen. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb nicht, denn das ganze Rennen wurde ordentlich am Gashahn gezogen. Glücklicherweise fand ich irgendwann meinen Rythmus auch wenn mich der Nachbrennerstart gefühlt bis zum Ende begleitet hat. Die Strecke war zum Teil technisch durchaus anspruchsvoll - eventuell habe ich mich aber auch in der schmalen Reifenwahl etwas verzockt. Auf Passagen über Schotter, zum Teil groben Schotter folgten auch immer wieder Abschnitte durch die Wälder über Stock und Stein (im wahrsten Sinne des Wortes). Zum Schluss lag das Stundenmittel auf 134km und gut 1400hm bei 30,5km/h. Die Quali für die WM habe ich leider um ein paar wenige Plätze nicht gelöst. Da mir die Veranstaltung aber in Summe viel Freude bereitet hat, will ich es in Aachen Anfang Juni nochmal probieren, auch wenn hier sicher einige belgische und niederländische Radsportkollegen auch wieder ordentlich am Gashahn ziehen werden.